Was wünschen sich junge Menschen von der Politik?
Liebe Politiker*innen,
wir, die Schüler*innen des Landkreises Leipzig, haben euch was zu sagen: Wir haben eine Meinung und wir wollen gehört werden! Mithilfe des Flexiblen Jugendmanagements (FJM) führte der KreisSchülerRat Landkreis Leipzig (KSR LL) vom 23.03.2024 bis 15.04.2024 eine Umfrage unter den Schüler*innen der weiterführenden Schulen durch. Das Thema der Umfrage lautete “Politische Bildung”. Wir haben 399 Antworten erhalten.
Die Umfrage war wie folgt gestaltet: Einerseits gab es die Möglichkeit auf die beiden Fragen “Was wünschen sich junge Menschen von der Politik?“ und „Was ist für dich besonders wichtig?” zu antworten. Andererseits konnten sich die Schüler*innen zu verschiedenen Thesen mit “Ja”, “Nein” oder “Neutral” positionieren. Abschließend hatten die Schüler*innen die Möglichkeit, sich zu bestimmten Fragen auf einer Skala von 1 (schlecht bzw. nicht gut) bis 6 (ausreichend bzw. sehr gut) einzuordnen.
Eine für Schüler*innen große Priorität ist das Klima und die Umwelt: Nicht nur werden in schriftlicher Form mehr Klima- und Umweltschutz, sowie das Ausbauen von erneuerbaren Energien gefördert, genauso wünschen sich rund 54 % der Jugendlichen, dass ihre Schulen klimafreundlicher werden. Zudem sollen regenerative Energien in der Region schneller ausgebaut werden (rund 56 % dafür) und eine umweltschonendere und tiergerechtere Landwirtschaft soll laut den Teilnehmenden der konventionellen vorgezogen werden (rund 63 % dafür). Dabei ist klar: Jugendliche wollen etwas für die Umwelt und gegen den Klimawandel machen.
Auch zum Schulsystem gehen aus der Umfrage klare Meinungen hervor: Im Großen und Ganzen wird eine Reform des aktuell bestehenden Schulsystems gefordert. Doch wie soll diese laut den Schüler*innen aussehen? Neben weniger Druck, einer anderen Bedeutung von Noten, Digitalisierung und lebenspraktischeren Inhalten wird auch mehr politische Bildung in Schulen gefordert (rund 80 % haben sich für etwas mehr oder sehr viel mehr Thematisierung von politischer Bildung im Lehrplan ausgesprochen). Grundsätzlich haben sich rund 76 % der Teilnehmenden für eine verhäufte Einsetzung von elektronischen Medien im Unterricht ausgesprochen. Ebenso sind circa 46 % für ein gemeinsames und somit inklusives Lernen von Schüler*innen mit und ohne Behinderung. Zudem soll sich Politik dafür einsetzen, dass mehr für eine Chancengleichheit von Menschen mit und ohne Behinderung getan wird (rund 71 % dafür). Ein weiteres wichtiges Thema, das im Kontext Schule angesprochen wurde, ist Mental Health: Hierbei sind rund 83 % dafür, dass mehr in Schulen für die mentale Gesundheit von Schüler*innen getan wird. Kurz: Das Bildungssystem muss grundlegend verändert werden.
Auch wurde sich Folgendes von Politiker*innen gewünscht: Modernere Politik, bspw. in Form von kostenlosen Menstruationsartikel und Verhütungsmitteln; Wahlversprechen sollen auch gehalten werden; gegen rechtsradikale und rechtspopulistische Parteien soll vorgegangen werden. Eben Politik, die die derzeitigen Wünsche aller ins Visier nimmt und aktuelle Probleme löst. Spezifisch wurde u. a. die Alternative für Deutschland angesprochen: “Es scheint so, als würde diese Partei [gemeint: AfD] noch im Mittelalter leben”, schrieb eine teilnehmende Person. Genauso soll gegen Lobbyismus und kapitalistische Motive vorgegangen werden. Demokratische Werte, wie Frieden, Sicherheit, Chancengleichheit, Gleichberechtigung und Antidiskrimminierungspolitik wurden hervorgehoben.
Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) war ebenfalls ein wichtiger Schwerpunkt. Zum einen forderten die Teilnehmenden (rund 85 % dafür), dass der ÖPNV kostenlos wird. Ebenso solle er im ländlichen Raum, wie dem Landkreis Leipzig, ausgebaut werden; sowohl für schulische als auch für private Zwecke während der Freizeit (rund 82 % dafür). Spezifisch wurde auch der Wunsch formuliert, dass es weiterhin vergünstigte Tickets für Schüler*innen geben soll.
Zu guter Letzt ging es den Teilnehmenden auch um sich selbst: Einerseits bestehen Zukunftsängste, bspw. was die Höhe der derzeitigen Renten sowie des Renteneintrittsalters angeht. Bezüglich der Altersabsicherung herrschen große Sorgen unter den Jugendlichen. Andererseits wurde die Aufmerksamkeit der Politik gegenüber Jugendlichen angesprochen. Rund 62 % der Teilnehmenden stimmen zu, dass die Meinung von Jugendlichen eine größere Rolle bei politischen Entscheidungen spielen soll. Sie fordern mehr Aufmerksamkeit seitens und Mitspracherecht in der Politik. Der KSR LL ist eins der wenigen Gremien, die sowohl Wünsche als auch Forderungen von jungen Menschen der (Bildungs-)Politik gegenüber vertreten. Trotz solcher bestehenden Gremien haben junge Menschen in unserer Gesellschaft und politischen Struktur zwar die Möglichkeit, Probleme zu äußern, jedoch werden diese zwischen den vielseitigen Forderungen Älterer schnell überhört. Wichtig ist jedoch: Auch junge Menschen haben Bedürfnisse und Wünsche, die auf keinen Fall höher- oder minderwertiger als die von Älteren sind.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Jugendliche viele Probleme erkennen, die uns alle betreffen, aber auch Probleme äußern, die häufig übersehen werden. Die Message der Umfrage ist klar: Jugendliche haben eine Meinung und wollen gehört werden.
Somit bittet der KSR LL stellvertretend für alle Schüler*innen im Landkreis Leipzig die Politiker*innen um Folgendes: Hört uns zu, denn wir haben etwas zu sagen. Wie dies genau aussieht, finden Sie in unserem folgenden Positionspapier.