info@ksr-ll.de

Mentale Herausforderungen im Schulsystem

Mentale Herausforderungen im Schulsystem

Gesundheit ist ein allumfassender Begriff. Häufig wird er als Synonym für körperliches Wohlbefinden verwendet – doch gibt es auch einen weiteren wichtigen Aspekt, der die Gesundheit eines Menschen ausmacht: die mentale beziehungsweise geistige Gesundheit. Wie bei vielen anderen Problemfeldern auch, bleibt die Perspektive von Jugendlichen häufig bei der gesellschaftlichen Diskussion um das Thema außen vor. Im Folgenden wollen wir, der KreisSchülerRat (KSR) Landkreis Leipzig, die derzeitige Situation aus unserer Perspektive schildern; stellvertretend für die Schüler:innen im Landkreis. 

Anlass für diesen Blogpost ist ein von unserer KSR-Vorsitzenden gegebenes Interview mit dem Sachsen Fernsehen: Im am 11.04.2024 veröffentlichten Interview nimmt unsere Vorsitzende Mia Mahlau Stellung zur aktuellen Situation bzgl. Mental Health im Landkreis Leipzig. (Das Interview ist unter dem folgenden Link abrufbar: https://www.sachsen-fernsehen.de/mediathek/video/leipzig-aktuell-vom-11-04-2024/.) Darin werden nicht nur der derzeitige Ist-Stand, sondern auch Forderungen des KSR besprochen. 

Obwohl der öffentliche Diskurs in den Nachrichten und sozialen Medien regelmäßig das Thema mentale Gesundheit streift, haben wir noch viel Arbeit vor uns, bis Mental Health zu einem offenen Thema wird. Jede Person hat ein mentales Wohlbefinden, ebenso wie ein körperliches. Genauso kann mentales Unwohlsein sich negativ auf die schulische Leistung oder Ähnliches auswirken, wie körperliche Beschwerden. Trotzdem ist es für viele Schüler:innen unkomplizierter, Kopfschmerzen oder Übelkeit zu beklagen, als mentale Beschwerden aufgrund von bspw. Leistungsdruck. Offen wird also über Mental Health bei weitem noch nicht geredet. 

Während der COVID-Pandemie in den Jahren 2019 bis 2021 waren die Nerven und das mentale Wohlbefinden von Arbeitenden und Schüler:innen hoch im Diskurs. Fragen, wie “Müssen wir mehr tun?” oder “Wie können wir Schüler:innen helfen, diese mental belastende Situation zu bewältigen?” wurden aufgeworfen. Mit dem Sinken der Inzidenzwerte sank jedoch auch das Interesse am Diskurs zu Mental Health. Obwohl mittlerweile mehr auf Mental-Health-bezogene Themen aufmerksam gemacht wird, hat sich seit der Pandemie wenig geändert. 

Doch wie genau kann Mental Health eigentlich die schulische Leistung von Schüler:innen beeinflussen? Kurz gesagt: massiv. Ein zentraler Faktor, der Einfluss auf die mentale Gesundheit nimmt, ist Leistungsdruck. Zwischen Erwartungen seitens des Elternhauses, der Familie und möglicherweise sich selbst, geraten Schüler:innen schnell in die Situation, dass eine gewisse Leistung von ihnen gefordert wird. Unter diesen Umständen kann enormer Druck entstehen. Statt den Kopf also für Hobbies, Lernen und Pausen frei zu haben, sind Schüler:innen mit Sorgen um ihre Noten beschäftigt. Dies kann sich sowohl außerhalb als auch in Leistungsabfragen und Prüfungssituationen negativ auf den:die Schüler:in auswirken. Ein weiterer solcher Faktoren ist Stress. In der Unter- und Mittelstufe sind zum Schuljahresende hin oft Leistungskontrollen und Klassenarbeiten zuhauf. Die Freizeit und somit der wichtige und gesunde Ausgleich zur Schule wird weniger und die Zeit, die lernend verbracht wird, steigt exzessiv. Für viele Schüler:innen ist Stress ein behindernder Faktor, wenn es darum geht, das zu zeigen, was man gelernt hat. 

Da sich viele negative Aspekte von Mental Health bei Schüler:innen auf die Schule beziehen lassen, kommt die Vermutung auf, dass die Schulen auch präventiv vorgehen; versuchen, den Schüler:innen den Umgang mit ihrer mentalen Gesundheit beizubringen. Jedoch ist dies nicht der

Fall: Stattdessen zeigen viele Lehrer:innen, Klassen- und Schulleiter:innen wenig Verständnis für das Thema. Das Problem wird vom Epizentrum weg in den privaten Raum geschoben. Wem es nicht gut geht, hat sich selbst darum zu kümmern. Ein Wegschieben des Problems stellt allerdings offensichtlich keine Lösung dar. 

Aufgrund dessen fordert der KreisSchülerRat, dass Mental Health in unseren Schulen mehr und offener thematisiert wird. Dahingehend müssen Stigma und Vorurteile abgebaut und der Umgang mit Mental Health in den Mittelpunkt gestellt werden. Dabei sollten auch Lehrkräfte gezielt weitergebildet werden, sodass diese aktiv auf Probleme der mentalen Gesundheit reagieren können und das Themenfeld präventiv angegangen werden kann. Die mentale Gesundheit von Schüler:innen ist kein ausschließlich privates Thema. Stattdessen muss den Schüler:innen gezeigt werden, wie sie sich um ihre mentale Gesundheit kümmern können. Allein durch einen angemessenen schulischen Umgang mit Mental Health ist es Schüler:innen möglich, ein vollum gesundes Leben zu führen. Unsere Forderungen an die Bildungspolitik lauten daher unter Anderem wie folgt: Der bestehende Leistungsdruck soll mittels Lehrplanentschlackungen und mehr Zeit zwischen einzelnen Abiturprüfungen (mind. ein Tag) gesenkt werden. Außerdem verlangen wir, dass Schüler:innen bspw. durch bestehende KreisSchülerRäte und den LandesSchülerRat in die Gestaltung eines Schulumfelds, das sich nicht negativ auf die mentale Gesundheit von Schüler:innen auswirkt, mit eingebunden werden. Das Ziel sollte dabei sein, Schüler:innen nicht nur vor mentalen Problemen zu schützen, sondern gleichzeitig ihre persönlichen Stärken, wie das Selbstbewusstsein, zu fördern. Dabei soll es für die Schüler:innen Workshops geben, in denen sie über seelische Versorgung aufgeklärt werden. Mentale Gesundheit muss durch alle Akteure, seien es Schüler:innen, Schulsozialarbeiter:innen, Lehrkräfte, Schulleiter:innen oder zum Beispiel Schulpsycholog:innen geschaffen und aufrechterhalten werden. 

Es ist elementar jetzt aktiv zu werden. Theoretisch stehen dafür bereits viele Ressourcen zur Verfügung, Stichwort – Schulsozialarbeit. Besonders in der aktuellen Stunde ist es ungemein wichtig, dass alle Schulen (jeder Schulart) verpflichtend Schulsozialarbeit haben. Dies stellt den aktiven und praktischen Teil der Ressourcenbeanspruchung dar, welcher einen drastischen Ausbau benötigt. Schüler:innen müssen permanent den Zugang zu Unterstützung innerhalb des Schulalltags bekommen. 

Kinder als die Zukunft unserer Gesellschaft sollten mentale Krankheiten nicht als Norm erleben!

Hinweis: Die Aufführungen entsprechen keiner Vollständigkeit und können jederzeit durch den Vorstand des KreisSchülerRates Landkreis Leipzig ergänzt und aktualisiert werden. Bei weiterem Interesse oder Fragen hinsichtlich dieser Thematik, können Sie uns jederzeit kontaktieren.